Stell dir vor…

Du sitzt in einem Therapie- oder Beratungsgespräch. Du willst etwas erzählen, das direkt oder indirekt mit deinem Kink zusammenhängt. Doch plötzlich merkst du, dass du vorsichtig wirst. Du weichst aus, lässt Details weg oder schweigst lieber. Weil du nicht weißt, ob dein Gegenüber versteht, was du meinst. Ob er oder sie dich versteht oder – schlimmer – voreilige Schlüsse zieht, deine Vorlieben verurteilt oder gar für krankhaft hält. Kurz: Dich abstempelt.

Denn das passiert leider immer noch viel öfter, als du denkst. Gerade wenn es um Sexualität, Macht, Fetisch oder nicht-monogame Beziehungsformen geht. Denn in klassischen Hilfssystemen wird Sexualität noch immer häufig durch eine normative Brille betrachtet. Wer außerhalb der Norm lebt, wird schnell missverstanden oder pathologisiert.

Viele Menschen in Kink- oder Poly-Communities wissen: Der erste Schritt zur Unterstützung kann sich wie ein Sprung ins kalte Wasser anfühlen.

Warum „Kink Aware Professionals“?

Und hier kommen die Kink Aware Professionals, kurz KAPs, ins Spiel. Das sind Menschen aus verschiedenen Disziplinen wie Psychotherapie, Beratung, Coaching, Medizin, Recht, Sexualpädagogik und mehr, die sich ausdrücklich mit Kink, BDSM und alternativen Beziehungsformen auseinandersetzen. Sie haben Wissen, Erfahrung und eine Haltung, die über bloße „Offenheit“ hinausgeht.

Der Begriff stammt ursprünglich aus den USA. Dort entstand in den 1990ern ein Netzwerk, das kink-kompetente Therapeut:innen zusammenführte. Anfangs lag der Schwerpunkt auf der Unterstützung Hilfesuchender im Bereich der Psychotherapie, nach und nach kamen die Fachbereiche Medizin und Recht hinzu.

Heute ist die Idee international verbreitet. So wurde in Deutschland durch den Verein BDSM Berlin eine Regionalliste zur Verfügung gestellt, die sich bei bei sm-outing.de findet.

Seit 2020 gibt es jedoch noch ein weiteres Angebot, das sich um den gesamten deutschsprachigen Raum kümmert, nämlich die Kink Aware & Poly Aware Professionals Association in Österreich, kurz KAPA. Unter der Leitung von Präsidentin Natascha Ditha Berger führt der Verein dieses Konzept über den Therapiebereich hinaus weiter und schafft unter kapa-expert.com einen Ort, an dem sich Fachleute vernetzen, austauschen und sichtbar werden, die wirklich wissen, wovon sie sprechen. Ihr ahnt es schon: Das hier ist kein einfacher Informationsbeitrag, sondern eine Ankündigung. Doch dazu später mehr.

Was KAPA konkret leistet

KAPA ist keine passive Liste, sondern eine aktive Plattform mit mehreren Funktionen:

  • Verzeichnis und Suche: Menschen, die Unterstützung suchen, finden über KAPA geprüfte, thematisch passende Fachleute im deutschsprachigen Raum. Natürlich mit Filtermöglichkeiten, Spezialisierungen und anschaulichen Profilen.
  • Qualität und Transparenz: Die Plattform fördert Qualität durch interne Supervisionen, Intervision und fachlichen Austausch unter den gelisteten Professionals.
  • Aufklärung und Sichtbarkeit: KAPA betreibt Öffentlichkeitsarbeit, schreibt Artikel, informiert über die Bedeutung von Awareness und trägt dazu bei, dass Kink- und Poly-Themen weniger tabu sind.
  • Vielfältige Disziplinen: Nicht nur psychologische Beratungen, sondern auch medizinische, rechtliche, pädagogische, coachingbezogene und bildungsnahe Angebote. Jeweils mit Bewusstsein für die Belange von Kink- und Poly-Communities.
  • Integration spezifischer Themen:
     • Sexualberatung im Kontext von BDSM, Fetisch und intimen Dynamiken
     • Begleitung bei Verhandlung von Konsens, Grenzen, Safewords, Aftercare
     • Themen wie Eifersucht, Mitfreude, Zeitmanagement, Metamours in polyamoren oder offenen Beziehungsmodellen
     • Identitäts- und Coming-Out-Prozesse, Scham, Diskriminierung, internalisierte Normen
     • Schutz vor Pathologisierung und Retraumatisierung
     • Praxisgerechte Strategien und Affirmation für Menschen, die häufig in unsicheren oder stigma­belasteten Räumen leben müssen
  • Zeitsparend & ressourcenschonend: Wenn du nicht erst prüfen musst, ob jemand geeignet ist, sparst du Energie und emotionale Belastung. KAPA übernimmt eine Vorarbeit, damit du schneller zu einer vertrauenswürdigen Fachperson kommst.

Die drei Stufen

Bei KAPA werden drei Stufen unterschieden:

  • „Kink-freundlich“ (oder kink friendly): Bezeichnet oft eine wohlwollende Offenheit, der es jedoch an tiefgreifendem Verständnis und spezifischem Fachwissen mangeln kann. Eine solche Haltung ist ein guter Anfang, reicht aber für eine kompetente Begleitung meist nicht aus.
  • „Kink-aware“: Diese Fachpersonen verfügen über spezifisches Wissen zu Konzepten, Praktiken und der Kultur von Kink- und Polyamorie-Communities. Sie haben in der Regel bereits Erfahrung in der Arbeit mit Klient:innen aus diesen Lebenswelten gesammelt.
  • „Kink-kompetent“ (oder kink knowledgeable): Dies beschreibt ein fortgeschrittenes Niveau an Wissen und eine affirmierende, also bejahende und unterstützende, Grundhaltung in der Begleitung (auch als „kink affirmative“ bezeichnet).

Alle bei kapa-expert.com gelisteten Professionals streben mindestens das „aware“-Niveau an. Ihre Kernphilosophie ist die Nicht-Pathologisierung. Kink, BDSM oder polyamore Beziehungsformen werden nicht als Störungen betrachtet, die korrigiert werden müssten, sondern als valide Ausdrucksformen von Identität und Lebensgestaltung.

Unsere Partnerschaft: Deviance und die Kink Aware Professionals Association KAPA

Bei Deviance geht es darum, Räume zu schaffen, in denen Menschen sie selbst sein können. Mit allem, was dazugehört. Dazu gehört auch der Zugang zu Fachleuten, die diese Vielfalt verstehen und respektieren. Ihr ahnt schon, was jetzt kommt: Wir kündigen mit Stolz die Partnerschaft mit KAPA Österreich an.

Warum das wichtig ist:

  • Wir vergrößern gemeinsam das Netzwerk an Fachleuten, die wirklich wissen, wovon sie sprechen.
  • Menschen aus der BDSM-, Fetisch- und Poly-Community bekommen bessere Zugänge zu kompetenter Unterstützung.
  • Wir verstärken die Sichtbarkeit von Themen, die noch allzu oft im Verborgenen leben.
  • Wir setzen ein Zeichen: Für Respekt. Für ressourceorientierte Begleitung. Für Räume, in denen du nicht erklären musst, was dir wichtig ist.

Kurz: Gemeinsam schaffen wir mehr Sichtbarkeit, mehr Zugang und mehr Sicherheit für alle, die sich Unterstützung wünschen, ohne bewertet zu werden. Eine Kooperation, die nicht nur unser Netzwerk erweitert, sondern die ganze Community stärkt.

Mehr über KAPA und die Mission des Verein, erfahrt ihr hier. Oder hier geht es direkt zur Liste der bei KAPA aktiven Professionals.

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