Was ist BDSM?
BDSM: Eine kleine Begriffserklärung
Inhalte
Vier Buchstaben, sechs Begriffe…
Was gibt es über das Akronym BDSM zu wissen?
Was es im BDSM zu beachten gilt
Vier Buchstaben, sechs Begriffe…
Die Abkürzung kommt von den Anfangsbuchstaben der englischen Bezeichnungen “Bondage and Discipline“, “Dominance and Submission“, “Sadism and Masochism“. Darunter fallen eine Reihe von sexuellen Praktiken, die miteinander verwandt sind und von der Allgemeinheit als ungewöhnlich erachtet werden. Von außen sind BDSM-Spiele für viele angesichts der wahrgenommenen Härte kaum nachvollziehbar und mit vielen Vorurteilen belegt, da sie nicht ins Bild von Sexualität als liebevollen Akt passen. Tatsächlich ist BDSM viel mehr als nur die Ausübung bloßer körperlicher oder geistiger Gewalt und das Hinzufügen von Schmerzen. Ganz im Gegenteil, setzt diese Art von Erotik eine tiefe Verbundenheit und aufgeklärte Beziehung zwischen den Beteiligten voraus.
Bei Deviance geht es um alle, die sich freiwillig und bei vollem Bewusstsein aus einer Gleichberechtigung heraus in ein Machtgefälle begeben, aus dem alle Seiten einen Lustgewinn ziehen. Die Einwilligung zu einem einvernehmlichen Spiel kann nur geben, wer die Folgen seiner Zustimmung hinreichend abschätzen kann. Wir empfehlen daher jeder Person und jedem BDSMler:innen, sich ausreichend zu informieren.
Was gibt es über das Akronym BDSM zu wissen?
Die sechs Begriffe bezeichnen eine ganze Bandbreite an physischen und psychischen Praktiken, denen ein abgesprochenes und bewusst herbeigeführtes Machtgefälle zwischen zwei oder mehr Menschen zugrunde liegt. Diesem Machtgefälle gehen in der Regel sorgfältig geführte Gespräche über erwünschte und unerwünschte Praktiken voraus, bevor es an die eigentliche Ausübung, das “Spiel” geht.
Alle Spielarten können der Steigerung der sexuellen Lust und Erregung dienen, müssen es aber nicht. Da die Bereiche fließend ineinander übergehen, die vielen Einzelpraktiken sich selten nur einem BDSM-Teilbereich zuordnen lassen und die wenigsten Anhänger:innen einen der Aspekte in Reinform betreiben, halten wir es kurz:
Das B in BDSM: Bondage
Beim Bondage geht es vor allem um Fesselpraktiken verschiedener Art, mal mehr oder weniger mit dem Ziel den anderen oder sich selber immobil zu machen und dem Gefesselten und dem Fesselnden sexuelle Lust zu bereiten. Dazu gehören beispielsweise Fesselungen mit Hilfe von Seilen, Handschellen, Ledermanschetten oder Spreizstangen, aber auch an Bondage-Möbeln wie Prangern oder einem Andreaskreuz. In der BDSM-Szene besonders weit verbreitet ist das japanische “Shibari“, ein besonderer Bondage-Stil bei dem kunstvoll und achtsam mit bestimmten Seilen und nach bestimmten Regeln gefesselt wird.
Die erste Bedeutung des D: Discipline
Discipline bezeichnet im BDSM eine Neigung, bei der Disziplinierung oder Züchtigung eines Partners zum gegenseitigen Lustgewinn zum Einsatz kommen. Dazu gehören sowohl körperbetonte SM-Praktiken, zum Beispiel mit Toys wie Peitschen, Rohrstöcken oder auch der bloßen Hand. Aber auch andere Arten der Bestrafung wie zum Beispiel Tunnelspiele oder Aufstellen von Regeln fallen in den Bereich Discipline.
Ein Begriffspaar das zusammengehört: Dominanz und Submission
Dominanz und Submission drehen sich um die bewusste und einvernehmliche Schaffung ungleicher Machtverhältnisse im Spiel zweier oder mehrerer Partner. Das Machtgefälle kann für eine kurze Zeit oder Dauer einer Session oder sogar als Basis einer ganzen Beziehung bestehen. Die Bandbreite ist sehr groß und individuell. Dominance und Submission betont vor allem die psychischen Aspekte eines Machtverhältnisses und kann sich im Gegensatz zu Sadismus und Masochismus oder auch Bondage komplett im Kopf abspielen. Aus diesem Grund können Symbole wie Halsbänder eine wichtige Rolle zur Untermauerung der Machtverhältnisse spielen. Physische Aspekte wie zum Beispiel körperliche Strafe sind aber in der Regel ein wesentlicher Teil von D/s.
Der dominante Part, im BDSM oft Dom oder Top genannt, bestimmt dabei das Spielgeschehen gegenüber seiner submissiven Partnerperson, Sub oder Bottom. Beispiele für D/s-Praktiken sind Unterwerfungs- und Erziehungsspiele, Petplay, sexuelle Zurückweisung, angefangen bei Tease and Denial-Spielen bis hin zu Cuckold-Konstellationen und spielerischer Versklavung, die bei manchen 24/7 teilweise permanent in den Alltag integriert ist. Gerade bei den psychisch anspruchsvolleren Spielarten ist der oder die Dom gefordert, den oder die Partner:in physisch wie psychisch zu umsorgen.
Eine Sonderform in dieser Einteilung nach Dom und Sub sind die Switcher oder kurz Switch, die zu verschiedenen Zeiten oder mit verschiedenen Menschen beide Rollen einnehmen können.
S und M: Kurz für Sadismus und Masochismus
Plakativ auch als “Sadomaso” bekannt, bezeichnet die Zusammensetzung der beiden Begriffe Sadismus und Masochismus den vermutlich bekanntesten Teilbereich von BDSM und wird in der öffentlichen Wahrnehmung meist damit gleichgesetzt. Der Begriff selber ist in der umgangssprachlichen Verwendung ebenso wie in der klinischen nicht klar definiert.
Im Wesentlichen handelt es sich bei Sadomasochismus um eine sexuelle Devianz bei der ein Mensch Lustgewinn durch das Zufügen oder Empfangen von Schmerz empfindet. Damit bedingt Sadomasochismus oftmals auch den Gebrauch von Schlagwerkzeugen wie Peitschen oder Rohrstöcken. Im Gegensatz zur Disziplinierung, bei der Schmerzen eher eine Mittel zum Zweck sind, steht beim Sadomasochismus die Erotisierung von Schmerz im Vordergrund.
Der Begriff grenzt sich klar ab von Gewalt, die im Gegensatz zu Sadomasochismus ohne Einvernehmen stattfindet. Mit Sadomasochist:innen sind jene psychisch unauffälligen Personen gemeint, die im Gegensatz zum Vorurteil nicht zu Gewalttätigkeiten neigen und ihre nicht ganz so geradlinige Sexualität unter absoluter Freiwilligkeit ausleben.
Was es im BDSM zu beachten gilt
Wichtig sind die vorherigen Absprachen der Beteiligten, wie weit gegangen werden darf, welche Praktiken inkludiert werden, welche nicht und vor allem auch: Zu welchem Zweck. Es ist daher von enormer Wichtigkeit sich selbst erst einmal über die eigenen Bedürfnisse klar zu werden und diese artikulieren zu können. Unter welchen Bereich von BDSM diese fallen, spielt für die Ausführung und das Erleben eine ziemlich untergeordnete Rolle.
Viel wichtiger ist es, detailliert über die Wünsche der Beteiligten, den Verlauf von geplanten Aktivitäten und deren Grenzen zu sprechen. Scham und soziale Erwünschtheit sind in einem solchen Gespräch fehl am Platz. Während Safer Sex eine Selbstverständlichkeit sein sollte, erfordern BDSM-Aktivitäten außerdem weitergehende Sicherheitsmaßnahmen, mit denen sich die Beteiligten ebenfalls intensiv auseinandersetzen sollten. Kommunikation und Sicherheit stehen im BDSM an oberster Stelle.
Jedem Menschen, der sich in ein Machtgefälle begibt, muss außerdem freistehen, eine Einwilligung zu einer Vereinbarung jederzeit widerrufen zu können, beispielsweise mit dem berühmten Safeword. Auch im BDSM sollte man, wie so oft im Leben, auf das eigene Gefühl zu hören. Sollte sich etwas aus irgendeinem Grund nicht richtig anfühlen – sei es ein Gespräch, eine Handlung oder eine Person – lieber sofort die Finger davon lassen.
Das ist es schon im Wesentlichen. Wie schon erwähnt, ist das Spektrum sehr weit und die Begriffe kaum voneinander abzugrenzen. Auch ist manchmal nicht ganz klar, was denn nun als Kink gilt, was als Fetisch und was als Vanilla. Wer mehr über das Thema BDSM erfahren möchte findet in diesem Magazin weitere hilfreiche Informationen über die verschiedenen Neigungen, Fetische, Rollen, die BDSM-Szene sowie viele weitere hilfreiche Tipps für BDSMler:innen und solche, die es noch werden wollen.
Fetisch & BDSM von A-Z
Die Teilbereiche
Bondage
Das ist doch das mit den Seilen, oder?
Discipline
Das erste D in BDSM
Dominance
Die Kunst zu dominieren
Submission
Die hohe Kunst der Unterwerfung
Sadismus
Die Lust, Schmerz zu geben
Masochismus
Schmerz empfangen und lieben
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