Bei Deviance geht es darum Gleichgesinnte, Bekanntschaften und den/die richtige:n (Spiel)-Partner:in zu finden. Doch leider sind, wie wir alle wissen, nicht alle Verbindungen für die Ewigkeit. Deswegen möchten wir euch nicht nur dabei helfen, euch zu finden, auszuprobieren und zu binden. Sondern euch mit diesem Artikel auch ein paar Hinweise geben, wie eine Trennung respektvoll ablaufen kann.
Trennungen sind nichts Schönes. Vielmehr sind sie meist ein bitterer Cocktail aus negativen Emotionen. Enttäuschung, Wut, Trauer, Angst und Zurückweisung: All diese Gefühle machen es unglaublich schwer achtsam und respektvoll miteinander umzugehen. Vor allem wenn eine Trennung plötzlich passiert, ausgelöst durch ein bestimmtes Ereignis. Wir möchten im Folgenden aufzeigen, was ihr trotz alledem beim Beenden einer Beziehung beachten solltet. Ganz gleich, welche Umstände dazu geführt haben oder was für eine Art von Beziehung ihr hattet.
Die Ruhe nach dem Sturm nutzen
Gehen wir davon aus, ihr habt euch nicht einfach im Stillen auseinandergelebt. Es gab ein Schlüsselerlebnis, einen Streit, es wurde laut. Vielleicht wurde das Beziehungsende in dieser Situation auch bereits ausgesprochen. Nach den lauten Emotionen kommen die Leisen. Auch die wollen gehört werden. Geht noch einmal in euch, spürt genau nach: Wollt ihr euch wirklich trennen? Lasst eure Gefühle zu. Verdrängt nichts, was gefühlt werden will. Gebt auch eurem/eurer Partner:in Zeit, den Konflikt zu verdauen. Wenn ihr so weit seid, sucht das Gespräch und erklärt ganz ohne laut zu werden, dass ihr euch jetzt trennt.
Zu einer Trennung gehören zwei
Vielleicht gibt es Umstände, unter denen du deine oder deinen (Ex)Partner:in am liebsten sofort aus deinem Leben streichen würdest. Aber Menschen sind nicht aus Bleistift und du kannst niemanden einfach so ausradieren. Auch wenn eine Person für dich nicht mehr existiert, ist sie oder er immer noch da und verdient es mit Würde und Menschlichkeit behandelt zu werden.
Deshalb ist Ghosting keine Option. Wenn ein persönliches Gespräch für dich nicht mehr möglich ist, kann ein Gespräch auch per Telefon stattfinden. Das Allermindeste ist eine erklärende Nachricht, in der du den Grund für die Trennung und den Kontaktabbruch benennst. Nur so gibst du deinem Gegenüber die Chance abzuschließen und nicht noch wochenlang nachzugrübeln, was passiert ist. Danach ist es auch legitim, jemanden zu ignorieren oder zu blockieren, wenn du dich damit besser fühlst.
Das letzte Abendmahl
Ihr entscheidet euch, persönlich über die Trennung zu sprechen – super! Das ist schon ein großes Anzeichen von Vernunft und Respekt voreinander. Denn diesen kann und sollte man auch noch haben, wenn das Feuer der Leidenschaft erloschen ist. Für ein solches Gespräch eignet sich ein neutraler Ort. So kann jede Partei frei entscheiden, wann es Zeit ist zu gehen und niemand fühlt sich auf feindlichem Terrain. Sucht euch am besten einen Ort mit wenig Publikum aus. So wird es nicht sofort unangenehm, wenn Wut und Trauer trotz aller Vorsätze ruhig zu bleiben, ihren Raum einfordern.
Ihr zieht einen Strich – und malt keine Loopings
Wenn du dich von jemandem trennst, sieh davon ab, dieser Person Vorwürfe zu machen. Sich immer wieder gegenseitig Fehler aufzuzeigen und sich darin zu verstricken, warum es nicht mehr weiter gehen kann, ist jetzt sinnlos. Solche Anschuldigungen führen zu keinem neuen Ergebnis, genauso wie „hätte“-, „wäre“- oder „wenn“-Floskeln. Vielmehr fühlt man sich dadurch angegriffen und verletzlich. Ein Nährboden für Wutausbrüche und Selbstzweifel.
Genauso solltest du dich aber auch nicht auf Diskussionen einlassen. Bist du dir deiner Entscheidung sicher, dann hat das seine Gründe. Du darfst von einem Gegenüber an dieser Stelle und nach hinreichender Erklärung erwarten, dass er oder sie das akzeptiert und nicht weiter versucht, dich davon zu überzeugen, dass ihr noch eine Zukunft habt. Genauso ist es deine Aufgabe, diesen Versuchen keinen Raum zu geben. Indem du immer wieder auf Nachrichten antwortest, Zugeständnisse machst und Nähe zulässt, schaffst du Hoffnung wo keine mehr ist. Das ist unfair und vertieft die emotionalen Wunden.
Finde klare Worte für die Trennung
Viel wichtiger als man meint ist bei einer Trennung die Wortwahl. „Ich kann das nicht mehr“ kann etwas ganz anderes bedeuten als „Ich möchte dich nicht mehr in meinem Leben haben“. Dabei musst man nicht verletzend werden oder sich eiskalt ausdrücken. Aber man sollte schon auf den Punkt kommen. Oft neigt man dazu, sich ein Hintertürchen offen zu halten, indem man sagt: „Momentan kann ich mir das nicht vorstellen“ oder „Ich sehe da keine Zukunft“. Das impliziert beim Gegenüber „Aber vielleicht irgendwann wieder?“ oder „die Gegenwart können wir aber noch ein bisschen auskosten“. Eine deutlichere Wortwahl kann zum Beispiel sein:
- Ich trenne mich von dir, weil…
- Ich beende unsere Beziehung.
- Es gibt keine Möglichkeit es weiter zu versuchen.
- Wir sind von nun an kein Paar mehr.
- Ich möchte keinen Kontakt mehr zu dir haben, weil…
- Ich habe mich dazu entschieden mich von dir zu trennen.
Ja, das klingt alles unglaublich hart. Aber eine klare Kommunikation ist wichtig, vor allem wenn eine Trennung eher von einer Seite ausgeht.
Wenn ihr könnt und möchtet, dürft ihr natürlich auch bei einer Trennung noch wertschätzende Wort füreinander finden. Anerkennen, dass ihr eine schöne Zeit hattet und dass ihr euch vielleicht menschlich gut, aber nicht mehr als Paar versteht.
Hilfe – ich wurde getrennt!
Nicht immer sieht man das Ende einer Beziehung kommen und kann es nachvollziehen. Wenn du der- oder diejenige bist, der oder die eher noch an der Partnerschaft festgehalten hätte, ist es besonders schwierig mit einer Trennung umzugehen. Versuche trotzdem die Entscheidung deines oder deiner (Ex-)Partner:in zu akzeptieren und zu verstehen. Eine Begründung hast du selbstverständlich verdient. Jedoch solltest du auf Nachbohren und Umstimmungsversuche verzichten. Damit machst du es nicht nur dir selbst sondern auch der anderen Person schwerer.
Trennung von einem oder einer BDSM-Spielpartner:in
Geht es um eine reine Spielbeziehung, gilt es natürlich genauso klar und respektvoll zu sein. Oft spielen hier jedoch noch ganz andere Emotionen eine Rolle. Bei intensiven, langwierigen BDSM-Beziehungen kann eine emotionale Abhängigkeit entstehen. Gerade wenn man in einer D/s-Verbindung steht, ist man oft sehr fixiert aufeinander. Dieses besondere Band innerhalb eines Machtgefälles zu lösen ist nicht leicht.
Im besten Fall geht man sehr behutsam vor. Egal ob Sub sich von Top trennt oder umgekehrt. Die Trennung darf nicht innerhalb des Machtgefälles passieren, sondern auf Augenhöhe. Wichtig ist hier der räumliche und zeitliche Abstand zu einer Session. Ihr seid jetzt nicht eure Rollen. Abwertendes Verhalten hat hier genauso wenig zu suchen wie unterwürfiges oder dominantes Verhalten.
Manchen Subs, vor allem Serfs, und 24/7-Spierler:inn:en ist es außerdem wichtig von ihrer/ihrem Dom freigegeben zu werden. Sprecht darüber und kommt diesem Bedürfnis nach.
Verhalten nach der Trennung
Habt ihr euch erst einmal sauber getrennt, solltet ihr jede:r für sich hinter der Beziehung aufräumen. Das geht am besten, indem man erstmal wenig oder gar keinen Kontakt miteinander pflegt. Selbst wenn ihr im Guten auseinander geht und einer Freundschaft vielleicht nichts im Wege steht, solltet ihr euch Zeit für diese Übergangsphase geben.
Ein Absolutes No-Go bei einer Trennung ist es, anschließend übereinander herzuziehen – auch wenn es sich „nur“ um Spielpartner:innen handelt. Jemand anderen schlecht zu reden oder anderen Menschen intime Details über diese Person zu erzählen, ist nicht angebracht. Auch aus Wut heraus ist es nicht in Ordnung, einen Menschen abwertend zu behandeln, egal ob diese Person dabei ist oder nicht. Immerhin hat euch eine Zeit lang etwas verbunden. Dem geschuldet solltet ihr von Lästereien absehen. Schließlich möchtet ihr genauso wenig, dass euer oder eure Ex Anderen eure schlechten Eigenschafen auf dem Silbertablett serviert.
Falls euch jedoch Unrecht wiederfahren ist und sich euer oder eure Ex-Partner:in gefährlich verhalten hat, dürft und sollt ihr selbstverständlich andere warnen. Dazu müsst ihr keine Flugblätter verteilen oder ungefragt Nachrichten versenden. Aber in einem Gespräch bei dem sein oder ihr Name fällt, darauf hinzuweisen, dass eine Person euch geschadet hat, ist nicht verwerflich. Gerade innerhalb der BDSM-Szene ist es gut vor schwarzen Schafen gewarnt zu sein. Höre jedoch in dich, ob das Verhalten auch objektiv gefährlich oder sogar missbräuchlich sein könnte oder diese Wahrnehmung aus einer Verletzlichkeit heraus entstanden ist.